Denkanstoss
Am Ende aufrecht gehen
”Wir liegen vor dir im Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.” Dieser Vers aus dem Buch des Propheten Daniel, Kap. 9,18 ist der Wochenspruch für die kommende Woche in der die Vorpassionszeit beginnt, der dann die Passionszeit ab Aschermittwoch folgt.
„Wir liegen vor dir mit unserem Gebet“ ist eine Formulierung, die mich berührt. Dabei denke ich an Menschen, die dauerhaft liegen, weil sie aus unterschiedlichen Gründen nicht stehen, sitzen oder sonst irgend etwas können. Vor Gott liegen reicht also aus. Nichts zu tun genügt. Im weitesten Sinne Betriebsamkeit auch einmal Betriebsamkeit sein zu lassen, weil der Gnade Gottes nichts hinzufügen ist. Diese ganze lange Passionszeit nutzen um wieder zu sich zu kommen, um bei sich zu sein. Das Liegen ist eine gute Methode dafür. Sich besinnen, d.h. in aller Ruhe Selbsterfahrung und auch Selbstkritik zu üben, um sich selbst in einem anderen Licht zu beleuchten und zu sehen. Dabei sind wir dann frei von Selbstgerechtigkeit und auch dem Druck es anderen Recht machen zu wollen. Aus diesem Prozess dann zurück in das pulsierende Leben, neu hinein zu tauchen, es begleiten und zu leben, dafür könnte diese Zeit eine gute Kraftquelle sein. Denn eben darin können wir die große Barmherzigkeit Gottes wahrnehmen, dass wir uns immer wieder das Leben, unser Leben, neu erschließen und neu entdecken. Aus dieser Barmherzigkeit wird uns geschenkt, uns wieder aufrichten zu können, im weitesten Sinne aufzustehen und zu gehen.