DSM e.V.
Weihnachten an Bord
Liebe Leserin, lieber Leser,
June Astavaris ist Mitte 30, er sieht jedoch eher wie Mitte 50 aus. June kommt von den Philippinen und ist nun schon seit 7 Monaten an Bord des Containerschiffes. Hauptsächlich fährt er Routen zwischen China und Europa, erzählt er unserem Seemannspastor beim Besuch auf seinem Schiff. Meistens weiß er gar nicht so genau, wo er gerade ist; aber es ist ihm eigentlich auch egal, wie er meint. Das Schiff kann er eh nur sehr selten verlassen. Die Liegezeiten im Hafen werden immer kürzer und wenn es dann doch einmal möglich wäre, dann hindern ihn und seine Kollegen die Leute von der Hafenverwaltung daran.
Außerdem ist die Liegezeit oft die einzige Möglichkeit, etwas länger schlafen zu können. Der Schichtbetrieb und die ständige Zeitumstellung machen seinem Körper sehr zu schaffen. Oft fühlt er sich nur noch wie ein bewegliches Maschinenteil auf dem Schiff.
Sieben Monaten auf dem Schiff bedeutet für June sieben Monate Trennung von Familie und Freunden. Seine Kinder sieht er nur manchmal, wenn er in einem Hafen Internet oder einen Telefonzugang hat. „Sie reden zwar mit mir,“ gesteht er, „aber eigentlich habe ich den Eindruck, als würden sie mit einem Fremden sprechen.“ Die anderen Seeleute an Bord haben alle ähnliche Probleme, wie ich weiß. Doch in der Männergesellschaft der Seeleute spricht man nicht darüber.
Die Seele der Matrosen bekommt in dieser Einsamkeit auf hoher See schmerzliche Risse. An Familienfesten, insbesondere an Weihnachten, ist es besonders schlimm; auch die harte Schale der Seeleute hält dann die leisen Tränen nicht mehr auf. „Natürlich feiert man ein bisschen an Bord,“ erzählt mir June, „es gibt ein besonderes Essen und man schaut sich vielleicht gemeinsam einen Film an, um sich etwas abzulenken.“ Aber dabei denken viele nur sehnsüchtig an ihre Familie.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Seemannsmission versuchen in dieser sensiblen Zeit besonders präsent im Hafen und an Bord dieser Schiffe zu sein. Bereits jetzt sind viele Weihnachtspakete gepackt, die aus Spenden finanziert werden. Sofern die Mittel reichen, kommen auch Telefonkarten mit hinein, damit die Seeleute kostenlos nach Hause telefonieren können: sozusagen „Weihnachten am Ohr“. Und auch die eingepackten Plätzchen, eine Weihnachtskarte und die anderen kleinen Geschenke lassen die Seeleute sich wieder als Mensch fühlen, lassen die Augen glänzen.
Möchten Sie auch den Seeleuten einen Strahl des Weihnachtssterns schicken, ein Leuchten in den ansonsten von der rauen See hart gewordenen Augen und Gesichtern hervorzaubern?
Mit Ihrer Spende können dabei helfen!
Clara SchleichHerzlichen Dank!
Ich wünsche Ihnen eine besinnliche und fröhliche Weihnachtszeit im Kreis Ihrer Familien.
Mit einem herzlichen Gruß der Verbundenheit
Ihre
Dr. Clara Schlaich
Präsidentin des ehrenamtlichen Vorstandes der Deutschen Seemannsmission e.V.
PS: Wussten Sie eigentlich, dass die meisten Ihrer Weihnachtsgeschenke bevor sie bei uns in die Läden kamen mit Container-Schiffen, wie dem von June Astavaris transportiert wurden?