Denkanstoss
„Mehr Demokratie wagen“
Wenn ein neues Jahr beginnt, so erlebe ich es oft, wird in Dekaden und manchmal auch mehr zurückgeschaut.
In den letzten Tagen wurde der vor einhundert Jahren statt gefundenen verfassungsgebenden Versammlung in Weimar gedacht, aus der dann die Weimarer Republik entstand.
Am Ende dieses Jahres blicken wir darauf zurück, dass sich die Grenzöffnung der DDR zum 30. Mal jährt. Einer der Väter dessen, nämlich Willy Brandt, dem es vergönnt war zu erleben, dass es geschehen konnte, prägte in seiner ersten Regierungserklärung vor 50 Jahren am 28. Okt. 1969 im deutschen Bundestag das Wort von „Wir wollen mehr Demokratie wagen“. Oft denke ich an dieses Wort und was es bewirkt hat bis in die heutigen Tage. Demokratie wagen bedeutet, die faire Auseinandersetzung zu suchen mit dem Ziel eine Einigung zu finden, die immer etwas mehr sein sollte als ein Kompromiss, damit es zu einem allseits dienenden Interessensausgleich kommt. „Mehr Demokratie wagen“ bedeutet aus meiner Sicht auch Verantwortung für das Erreichte zu übernehmen und sich nicht in Zuständigkeiten verlieren, damit es in der Zukunft Bestand haben kann. Zuständigkeiten erscheinen mir als Handlungsmuster die im Zustand, also in einem beengten Raum stattfinden und eher verwaltet als verantwortet werden wollen, aber eher nicht von zukunftsorientierten Charakter sind.
Wie viele haben sich von „Mehr Demokratie wagen“ anstecken lassen, wurden aufgerüttelt, wollten Veränderungen und sind dafür in die Verantwortung gegangen, hüben wie drüben. Es gibt Gründe genug wieder Demokratie an sich zu wagen, um uns aus der Lethargie der Zuständigkeiten zu befreien, damit Zukunft aus verantwortlichem Handeln ohne Angst geschieht.