Wir trauern
† Hans-Georg Asmus
Hans-Georg Asmus ist am 9.Dezember 2021 ganz plötzlich verstorben. Wahrscheinlich ein Herzinfarkt. Die Beerdigung fand am 11. 12. in La Serena statt, dem Heimatort seiner Frau. So, wie er es sich gewünscht hatte, war es ein fröhliches und dankbares Fest mit Familie und Freunden. Bei der Trauerfeier stand der Konfirmationsspruch von Hans-Georg Asmus im Mittelpunkt, den er sein ganzes Leben lang immer als wichtig und als Begleitung erlebt hatte: Psalm 73,24 „und nimmst mich am Ende in Ehren an“.
„Don Hans“ – eine Erinnerung an Hans Asmus
„Ich glaubte, alle vier Reifen wären auf einmal geplatzt!“ So beschrieb Hans Asmus, was ihm an jenem Sonntagnachmittag auf der Autobahn zwischen Valparaiso und Santiago widerfahren war. „Erst als ich den Wagen mühsam zum Stehen gebracht hatte, und er dann immer noch schaukelte, habe ich begriffen: ein Erdbeben!“ Er wollte mich vom Flugplatz abholen, musste aber wohl oder übel umkehren. Ich kam erst am nächsten Tag nach „Valpo“ durch. Wie Hans Asmus es schaffte, mich vom Bus abzuholen, obwohl es viele Busse und kein Telefon gab, ist mir bis heute ein Rätsel. Aber es war auch typisch für ihn, er war da, wenn man ihn brauchte!
Mein erster Stationsbesuch als Generalsekretär stand ganz im Zeichen des Erdbebens. „Wie haben Sie den Schreck durchlebt?“ In jedem Büro, an jeder Pforte war das die erste Frage von Hans Asmus. Alle berichteten bereitwillig, auch erleichtert. Es hatte große Sachschäden in der Stadt gegeben, auch einen Todesfall. Die Aufregung war groß, etwa jede Stunde ein Nachbeben, und tagelang wagte es niemand, in einen Aufzug zu steigen! Diese Ausnahmesituation machte mir als Besucher vor allem eines deutlich: „Don Hans“, wie er genannt wurde, war bekannt, und er war willkommen. Seine Anteilnahme, sein Zuspruch waren gefragt, nicht nur in diesen Tagen.
Zu seinem Arbeitsbereich gehörte auch der Hafen von San Antonio, gut eine Fahrtstunde südlich. Dort waren mehrere Kräne umgefallen. Zum Glück nur Sachschäden, denn am Sonntagnachmittag war nicht gearbeitet worden. Ein deutsches Schiff lag da, die Löscharbeiten verzögerten sich. Es gab Zeit – und Bedarf - für viele Gespräche. Aber das Schiff verlassen wollte niemand! Nicht einmal für einen der sonst so beliebten Ausflüge: Besuch des Seemannsheims mit Schwimmbad, mit „Asado“ (Grill); Stadtrundgang in Valparaiso; Tagesausflug in die Kordillere; Reittour in den Bergen, um nur einiges zu nennen - die Palette war reichhaltig!
Eine Erinnerung an Hans Asmus wäre unvollständig ohne die Erwähnung von Inés Blanca, seiner Frau, Nené nannte er sie liebevoll. Immer freundlich, immer ansprechbar, immer zugewandt, bildete sie den stabilen Hintergrund seiner Arbeit. Ohne sie wäre seine Arbeit unter den Seeleuten kaum möglich gewesen, wäre das Seemannsheim nicht so ein Schmuckstück geblieben! Ihr gilt in diesen Tagen des Abschieds mein besonderes Gedenken. Ebenso den drei Söhnen.
Das alles ist lange her, aber ich habe es noch sehr lebendig vor Augen. Als ich einige Tage später die Station verließ, war mir vor allem eines klar: es braucht mehr als ein Erdbeben, um „Don Hans“ und „Doña Inés“ aus dem Konzept zu bringen!