Weihnachtsgrüsse aus dem Hohen Norden
"und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge." LK 2,7b
an diese Worte aus dem Weihnachtsevangelium musste ich in diesem Jahr einige Male denken. Natürlich, als die Seeleute aus Kiribati in der (Jugend)herbegrge waren und es gleichzeitig das Beherbergungsverbot gab. Aber auch, als ich rumtelefonierte und merkte, wie schwer es ist eine Herberge für positiv getestete Seeleute zu finden - und noch mehr, als ich einige Male dort selbst im Vollschutz herumlief und sah, wie unangemessen die Bedingungen dort waren. Und auch, wenn nur noch wenige Seeleute in die Seemannsclubs kommen, nicht weil diese nicht für sie offen sind, sondern weil die meisten Seeleute viele Monate nicht an Land dürfen, auch schon als die Zahlen bei uns noch niedrig waren.
Und jetzt, wo wir das nächste Weihnachten vorbereiten, das von der Corona Pandemie geprägt ist.
Es wirkt unwirtlich, als ob unsere Welt nicht mehr so ist, wie sie es immer war. Ist uns da nach Weihnachten zumute?
Und doch ist genau das Weihnachten: Gott kommt in diese unwirtliche und finstere Welt, mitten hinein in das Durcheinander. Nicht in den Palast in der Hauptstadt, wo die Weisen aus dem Orient zuerst nach ihm suchen. Er kommt und findet keine Herberge. Maria und Josef sehen bittend, flehend aus, auf dem Bild. Und werden abgewiesen. So kommt Gott auf die Welt, als Abgewiesener.
Schließlich gibt es Platz in einer Futterkrippe. So hatten sich Maria und Josef sich das sicher nicht gewünscht. Aber so wird es beschrieben.
So kommt Gott in diesem Kind in die Welt. Das feiern wir zu Weihnachten.
Deshalb passt Weihnachten genau in unwirtliche Zeiten, wo wir improvisieren müssen, nicht so feiern können, wie wir möchten, nicht so fühlen können, wie wir möchten.
Seeleute erleben oft so unwirtliche Weihnachten, schon in "normalen" Zeiten: die meisten Schiffe legen schnell ab, bevor die Hafenruhe kommt. Seeleute werden manches mal abgewiesen, wenn sie an Land möchten oder sonst etwas brauchen. Und das jetzt seit Beginn der Pandemie noch viel häufiger.
Deshalb ist unser Dienst für die Seeleute dieses Jahr noch wichtiger. Denen, für die Weihnachten wichtig ist, etwas vom Fest spüren zu lassen, vom Licht, das ins Dunkel kommt, zu den Abgewiesenen, denen die draußen bleiben müssen.
Danke an alle, die sich für die Seeleute einsetzen in der praktischen Arbeit und in den Vorständen der Vereine, ehrenamtlich und hauptamtlich - und an alle, die diese Arbeit unterstützen.
Alle geben etwas von dem Licht weiter. Und das wünsche ich auch allen bei der Seemannsmission und allen Unterstützenden, dass inmitten dieser gerade so unwirtlichen Welt, wo manches nicht so geht, wie wir gerne möchten, etwas aufscheint vom Licht, das im Dunkeln leuchtet.