Seemannsmission an der Nordseeküste aktiv auf vielen Arbeitsfeldern
Cuxhaven (epd). Die Seelsorge nach Piratenüberfällen beispielsweise am Horn von Afrika spielt auch in den Häfen an der Nordseeküste eine wichtige Rolle. "20 Prozent der Seeleute auf den Schiffen haben Piraterie erlebt", sagte Seemannsdiakon Martin Struwe am Donnerstag nach einer Mitgliederversammlung der hannoverschen Seemannsmissionen in Cuxhaven. Zu dem Verein gehören Stationen in Cuxhaven, Bremerhaven und Stade-Bützfleth. Ihre Clubs arbeiten mit einem Etat von knapp 1,6 Millionen Euro und wurden vergangenes Jahr von rund 35.000 Seeleuten aus aller Welt besucht.
Nicht bei den weit mehr als 2.000 Bordbesuchen, sondern beim Besuch an Land "an einem stillen Abend im Club der Seemannsmission" suchten betroffene Crewmitglieder das Gespräch, berichtete Struwe. Auch der Vorsitzende der hannoverschen Seemannsmissionen, der Stader Landessuperintendent Hans Christian Brandy, verwies auf die andauernde Bedrohung durch die Überfälle: "Das bleibt ein emotional starkes Thema bei den Seeleuten."
Die Angst vor Piraterie sei für manchen Seemann auch der Grund, seinen Job aufzugeben oder in ein anderes Fahrtgebiet zu wechseln, ergänzte der Leiter der Cuxhavener Seefahrtsschule, Rudolf Rothe. Insgesamt aber gebe es nach wie vor einen hohen Bedarf an nautischem Personal. "In den nächsten fünf Jahren werden weltweit 60.000 Schiffsoffiziere und Kapitäne gebraucht." Wer die Seefahrtsschule in Cuxhaven verlasse, habe praktisch einen Arbeitsvertrag in der Tasche.
Einen weiteren Beitrag zur Notfallseelsorge auf See leistet die hannoversche Seemannsmission in Kooperation mit Marinepfarrern auch im deutschen Havariekommando, das ebenfalls in Cuxhaven angesiedelt ist. Dabei gehe es im Ernstfall wie beim Brand der Fähre "Lisco Gloria" vergangenes Jahr um psychosoziale Hilfen für Crewmitglieder, Passagiere und Einsatzkräfte, erläuterte Struwe. "Wir beraten bei der Koordination der Notfallseelsorge und gehen auf hoher See an Bord, wenn das möglich und nötig ist."
Bremerhaven ist größter Standort der hannoverschen Seemannsmissionen. Das dortige Seemannsheim mit seinen aktuell 37 Betten soll nach Angaben von Seemannspastor Werner Gerke in nächster Zeit mit einem Kostenaufwand von rund 600.000 Euro modernisiert werden. Gerke hofft, dass die Arbeiten im kommenden Jahr abgeschlossen sind.
Wichtig blieben die Bordbesuche, um etwas gegen die soziale Isolation zu tun. Angesichts des schnellen Warenverkehrs und der kurzen Liegezeiten der Schiffe in den Häfen hätten viele Seeleute gar keine Chance, von Bord zu gehen, hieß es. Das gilt auch für die ostfriesische Seemannsmission mit ihrer Einrichtung in Emden, die eng mit den hannoverschen Seemannsmissionen kooperiert.