Gegen bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord
Piraterie Seemannsmission lehnt Reeder-Vorstoß ab – Politische Lösung gefordert
Die Deutsche Seemannsmission in Bremen lehnt die erneute Forderung deutscher Reeder nach dem Einsatz privater Sicherheitskräfte an Bord von Schiffen ab. Vor allem rund um Kap Horn und in Somalia müsse die Weltgemeinschaft für eine Infrastruktur sorgen, die Piratenüberfälle überflüssig mache, sagte Generalsekretärin Heike Proske.
Der Chef des Verbandes Deutscher Reeder in Hamburg , Ralf Nagel, hatte zuvor privaten bewaffneten Schutz gefordert. „Wir sind mit dem Bundesrat der Auffassung, dass Piratenbekämpfung eine hoheitliche Aufgabe ist“, sagte Nagel. Doch wenn es nicht möglich sei, Soldaten oder Bundespolizisten an Bord von Schiffen einzusetzen, müssten sich die Reeder zunächst selber helfen.
„Dazu brauchen wir unter deutscher Flagge die Möglichkeit, rechtlich abgesichert private Sicherheitsteams einzusetzen.“ Ein erster Gesetzesentwurf existiere, müsse aber noch verändert werden. „Spätestens in der zweiten Jahreshälfte, hoffen wir, sollte endgültig Klarheit herrschen.“
Da der Einsatz privater Teams unter deutscher Hoheit derzeit nicht möglich sei, gingen Reeder notfalls unter eine andere Flagge, um diese Sicherheitskräfte engagieren zu können, ergänzte Nagel. Nach Auffassung von Proske kann ein solcher Einsatz aber nur eine „Notlösung“ sein. „Wir brauchen eine politische Lösung innerhalb Somalias.“
Der Einsatz bewaffneter Teams helfe nicht allen Seeleuten, sagte die Generalsekretärin der Seemannsmission. „Auf Tankern können sie nicht eingesetzt werden wegen der Gefahren, die ein Schusswechsel auslösen würde.“ Deshalb fühlten sich Crewmitglieder dieser Schiffe in der Diskussion bereits als Seeleute zweiter Klasse.
Die Seemannsmission lehnt es auch ab, die Besatzungen selbst zu bewaffnen. Zu begrüßen seien allerdings Trainings, die die Besatzungen auch psychologisch auf mögliche Begegnungen mit Piraten vorbereiten. Manche Reeder würden solche Schulungen für ihre Besatzungen schon zur Pflicht machen.