Gott nahe zu sein ist mein Glück
Psalm 73,28 (Einheitsübersetzung)
„Wie geht ́s dir?“ Diese Frage begegnet uns immer wieder. Schade, dass sie meist nur floskelhaft verwendet wird.
„Bist du glücklich?“ ist eine Frage, bei der floskelhafte Ausflüchte wenig weiter helfen. Hier in Singapur, wo ich in der Seemannsmission arbeite, leben nahezu 200.000 Millionäre. Damit besetzt der Stadtstaat mit seinen rund fünf Millionen Einwohnern den dritten Platz im weltweiten Ranking der Städte mit Millionären. Im weltweiten Glücks-Ranking sieht es hingegen nicht so gut aus. Nur 46 Prozent der Befragten in Singapur beurteilen ihr Leben positiv.
Selbst im Krisen und Krieg geplagten Irak liegt der Wert mit 50 Prozent erheblich höher.
Als Seemannspastor in Singapur pendle ich zwischen den verschiedensten Lebenswelten.
An Bord der Thunfischfänger treffe ich auf Menschen, die unter sklavenartigen Arbeits- und Lebensbedingungen leiden und hart um das Existenzminimum für sich und ihre Familie kämpfen müssen.
Internet- und Telefonverbindungen, ja selbst Zugang zu Frischwasser und Toilette stellen einen unerreichbaren Luxus dar.
In den Wolkenkratzern der Glitzermetropole dagegen begegne ich den Erfolgreichen: Schiffseignern, Anwälten und Geschäftsleuten. Die Extreme, die hier aufeinander treffen, könnten kaum krasser sein und zeigen deutlich, dass Gesellschaften nur dann glücklicher werden, wenn sie gerechter gestaltet sind.
Es zeigt sich, dass auch das Eintreten der Kirchen für soziale Gerechtigkeit und Nächstenliebe eine innere Verbindung zum Thema Glück inne hat.
Unser unentwegtes Streben nach Glücksmomenten offenbart eine große Sehnsucht.
Gier und Habsucht werden seit dem frühen Christentum als zerstörerische Todsünden bezeichnet, die unsere innere Zufriedenheit, unseren Seelenfrieden vernichten.
Egal was die Werbung verspricht, ich kann mich nicht selbst glücklich machen. Wahres Glück ist immer geschenktes Glück!
„Mein Glück aber ist es, Gott nahe zu sein.“ Wahres Glück liegt in der unmittelbaren Beziehung zu Gott begründet. In unserer nachchristlichen Konsumgesellschaft verbinden immer weniger Menschen „Glück“ mit „Gott“. In Momenten gelingenden Lebens werden Mut und Vertrauen geschenkt, die vielleicht die einzige Basis sind, optimistisch und zukunftsoffen durch das Leben zu gehen.
Aus der überwundenen Krise gehe ich nicht aus eigener Kraft gestärkt hervor. Unglück, Krankheit, Trennung und Tod sind Teil des Lebens. Das Glück, das durch Jesus Christus in der Welt erschienen ist, ist das allein beständige Glück, das sich jeder Mensch für sein ganzes Leben erhoffen darf. Aber ich kann Glück verschenken, selbst wenn ich keines besitze. Ohne Beziehung zu einem höchsten Gut, das unser Dasein begründet, ist kein wahres Glück möglich. Für mich als Christ erwächst gelingendes Leben aus meinem Glauben an Jesus Christus, der mich in Gnaden annimmt. “Gott nahe zu sein ist mein Glück.” In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Jahr 2014.