25. Juni - Tag des Seemanns
Ausgenutzte Seeleute
Donnerstag, 25. Juni ist es wieder so weit. Wir denken einen Tag lang besonders an Seeleute: Tag des Seemanns. Ein schönes Bild – Hansdampf in allen Gassen, in jedem Hafen eine Braut, in jedem Hafen zuhause. Das ist das Bild, das an Land herrscht. Doch die Realität ist völlig anders.
Wo sonst als an Bord eines Handelsschiffes, darf man 7 Tage in der Woche z.T. 12 Stunden arbeiten und dafür auch noch ein fürstliches Gehalt von 500 US $ bekommen? Wo sonst kann man Häfen von Bord des Schiffes sehen, wenn man, weil das Schiff nur kurz im Hafen liegt, es nicht einmal verlassen darf? Wo sonst kann man schon mal einen echten Piraten treffen? Und wo sonst darf man völlig unvorbereitet und nicht ausgestattet Flüchtlinge aus dem Mittelmeer retten?
Das sind Realitäten, die heute Seeleute der internationalen Handelsschifffahrt erleben. Die Globalisierung wird auf ihrem Rücken ausgetragen. Rund 90 % aller Güter weltweit werden durch Schiffe transportiert. Der Welthandel würde ohne Schiffe nicht stattfinden. Der Zeitdruck wird immer höher und die Gehälter steigen nicht im gleichen Maße.
Zusätzlich werden Seeleute immer häufiger für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer missbraucht. Weder sie, noch die Schiffe, sind für solche Einsätze geeignet. Sie stehen hier immer im Spannungsfeld zwischen ihrer Reederei, der jede Stunde mehr - viel Geld kostet und dem eigenen Gewissen. Natürlich möchte man helfen, aber was tun, wenn man nicht ausreichend Schwimmwesten hat, wenn man sieht, wie Flüchtlinge tot im Meer treiben. Wie soll man als Seemann mit solchen Bildern fertig werden?
Die modernen Gesellschaften benötigen Seeleute, um ihren eigenen Wohlstand aufzubauen. Sie werden aber auch durch die Staatengemeinschaft ausgenutzt, weil sie gerade im Flüchtlingsbereich Arbeiten übernehmen müssen, die eigentlich durch die Länder der EU getan werden sollten. Die Deutsche Seemannsmission ist das Sprachrohr der Seeleute und fordert die EU auf, gerade in diesem Bereich die Seefahrt zu entlasten und endlich eigene, nachhaltige und tragfähige Lösungen zu finden.